In Deutschland leben 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Oft geht die Erkrankung mit einer Veränderung der Persönlichkeit und des Verhaltens im Alltag einher – beim Einkaufen, auf der Arbeit oder beim Sport. Eine belastende Situation für die Betroffenen und deren Angehörige, die ohne Unterstützung von außen häufig kaum zu bewältigen ist. Bei der Beratungsstelle für ältere Menschen und Angehörige im Lahn-Dill-Kreis erhalten Ratsuchende die nötige Hilfe und Unterstützung.
Elke Schmidt vom Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder kennt die hohe Belastung, die bei Angehörigen und Erkrankten durch die Demenz entsteht. „Das Vergessen sorgt bei den Betroffenen für Unsicherheit und Scham. Oft entstehen Gefühle des allein gelassen seins oder der Ausgrenzung“, so Schmidt. Demenz verändert Menschen. Und die Krankheit verändert auch die Beziehung zwischen Erkrankten und Angehörigen. „Ich habe Angehörige bei mir in der Beratung, die verzweifelt sind und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen, wenn der eigene Mann sie nicht mehr erkennt oder die immer gleichen Sätze wiederholt. Einige Menschen zeigen plötzlich aggressives Verhalten, dass man sonst nicht von ihnen kannte. Viele Angehörige bringt das bis an ihre Belastungsgrenze“, erzählt Schmidt. Häufig seien es Ehepartner, Kinder oder Schwiegerkinder die sich um die Betroffenen kümmerten, meist seien es Frauen.
Angehörige brauchen Entlastung
In ihrem Büro in Dillenburg hat sie immer wieder Menschen, die Hilfe suchen. Viele Fragen drehen sich um den Umgang mit Demenzerkrankten und um ein Verständnis der Krankheit. „Die Demenzberatung macht einen hohen Anteil unserer Beratungstätigkeit aus“, berichtet Schmidt. Sie ist sehr zeitintensiv, häufig braucht es mehrere Beratungstermine. Viele Angehörige fragen nach Entlastungsangeboten. Im Gespräch klären wir, welche Angebote für die jeweilige Person passend sind. Keine Demenz sei wie die andere, weiß Schmidt. „Es gibt verschiedene Ausprägungen der Erkrankung und jeder geht anders damit um. Daher ist auch unsere Beratung sehr individuell.“
Jede Erkrankung ist anders – Individuelle Beratung wichtig
Für den einen kann ein ehrenamtlicher Demenzbegleiter hilfreich sein, der stundenweise die Betreuung übernimmt, um den Angehörigen ein wenig Luft zu verschaffen. Wieder andere suchen den Kontakt und Austausch mit anderen Betroffenen, hier kann eine Selbsthilfegruppe oder eine Demenzschulung der richtige Weg sein. Wieder andere benötigen stationäre oder ambulante Hilfe, zum Beispiel in Form einer Pflegekraft die in den eigenen vier Wänden unterstützt oder in Form einer Tagespflege, bei der die Erkrankten den Tag über professionell betreut werden und am Abend wieder zu Hause sind. „Wir arbeiten eng mit allen Akteuren zum Thema Demenz im Lahn-Dill-Kreis zusammen. Dazu gehört unter anderem die Alzheimergesellschaft“, berichtet Schmidt.
Frühzeitig Hilfe suchen
Gegenwärtig sei eine Heilung der Demenzerkrankung nicht möglich, sagt Mischa Spelkus von der Diakonie Lahn Dill. Jedoch, so sagt er, könne durch medizinische Behandlung, soziale Betreuung und fachkundige Pflege, Kranken und ihren Angehörigen geholfen werden. Spelkus, der in seinem Büro in Wetzlar Menschen aus dem südlichen Lahn-Dill-Kreis berät, möchte Mut machen, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. Er und seine Kollegin machen die Erfahrung, dass Menschen oft sehr spät in die Beratung kommen, meist, wenn die Belastung schon sehr hoch ist. „Auch bei finanziellen Themen wie Pflegegeld oder der Antragsstellung bei der Pflegekasse können wir unterstützen“, so Spelkus.
Wohnberatung für Menschen mit Demenz
Ein weiteres wichtiges Thema, wenn es um Demenz geht: Das Wohnumfeld und die Sicherheit in den eigenen vier Wänden. Menschen mit Demenzerkrankung können in ihrem Alltag vielen Gefahren ausgesetzt sein. Das kann ein laufender Wasserhahn, ein eingeschalteter Herd oder das heiße Bügeleisen sein. Viele Erkrankte verspüren eine innere Unruhe und laufen viel umher. Umso wichtiger, Stolperfallen wie Teppiche aus der Wohnung zu entfernen. „Bei Hausbesuchen schauen wir uns gemeinsam mit den Angehörigen das Wohnumfeld an und überlegen, welche Veränderungen vorgenommen werden können“, so Spelkus. Oft seien es Kleinigkeiten, wie das Aufhängen von Bildern aus der Vergangenheit, die Sicherheit und Geborgenheit geben und Ängste bei den Erkrankten nehmen.
„Uns ist es wichtig, die Menschen dabei zu unterstützen, möglichst lange in den eigenen vertrauten Räumen leben zu können“, sind sich Schmidt und Spelkus einig.
Info
Die Beratungsstelle für ältere Menschen und Angehörige wird trägerübergreifend von Caritas und Diakonie angeboten. Die Finanzierung wird über den Lahn-Dill-Kreis gesichert. Die Beratung ist kostenfrei, neutral und konfessionsunabhängig und kann sowohl im Direktkontakt als auch per Telefon oder E-Mail erfolgen.
Beratung IM NORDKREIS (Dillenburg, Herborn, Sinn, Driedorf, Haiger…)
Caritasverband Wetzlar/Lahn-Dill-Eder e.V., Hintergasse 2, 35683 Dillenburg, Ansprechpartnerin: Elke Schmidt, Tel. 02771 831919, Mail: seniorenberatung@caritas-wetzlar-lde.de
Beratung IM SÜDKREIS (Ehringshausen, Aßlar, Solms, Braunfels, Leun, Schöffengrund, Hüttenberg, Lahnau…)
Diakonie Lahn Dill e.V., Langgasse 3 / Haarplatz, 35576 Wetzlar, Ansprechpartner: Mischa Spelkus, Tel. 06441 9013-114, Mail: seniorenberatung@diakonie-lahn-dill.de
Weltalzheimertag/Demenzwoche
Der Weltalzheimertag am 21. September und die Demenzwoche vom 21. bis 27. September machen weltweit auf die Krankheit und die Folgen für Betroffene und Angehörige aufmerksam. In ganz Deutschland finden in dieser Zeit zahlreiche Veranstaltungen zum Thema statt.
Text: Wiebke Aßheuer
Foto: Caritas